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Beck, Ulrich

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Lebenslauf

Geboren: 15. Mai 1944 in Stolp, heute Polen

Ulrich Beck wurde 1944 im hinterpommerschen Stolp geboren und wuchs in Hannover auf. Er studierte zunächst in Freiburg Jura, wechselte aber bald an die Ludwig-Maximilians-Universität München und belegte die Fächer Soziologie, Philosophie, Psychologie und Politische Wissenschaft. Er promovierte in München 1972 und wurde sieben Jahre später im Fach Soziologie habilitiert. Von 1979 bis 1981 lehrte er in Münster und von 1981 bis 1992 in Bamberg Soziologie. Von 1992 bis zum Sommersemester 2009 war er Professor und Direktor am Soziologischen Institut der Universität München. Seit 2006 ist er Visiting Centennial Professor an der London School of Economics and Political Science.


Bedeutung

Ulrich Beck ist einer der bekanntesten deutschen Soziologen der Gegenwart. Wie kaum ein anderer hat er mit seinem Begriff der „Risikogesellschaft“ seit Mitte der 1980er Jahre die Debatten in Politik, Ökonomie und Kultur geprägt.


Lehre und Gedanken

Hauptthemen von Ulrich Becks soziologischen Betrachtungen sind vor allem der weltweite gesellschaftliche Wandel, die Globalisierung sowie die damit einhergehenden Folgen für die Menschheit wie z B. soziale Ungleichheit.

Ulrich Beck schuf mit seiner 1986 – im Jahr der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl –publizierten Studie „Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne“ einen Klassiker der soziologischen Zeitdiagnostik. Becks Grundthese ist dabei, dass es einen Bruch innerhalb der Moderne gibt, der zwischen der klassischen Industriegesellschaft und einer neuen Gesellschaftsform, der (industriegesellschaftlichen) Risikogesellschaft verläuft. Kennzeichen dieses Bruches sei die Verschiebung von der Produktion von Reichtum hin zur Produktion von Risiken. Das Wort „Risiko“ dient dabei als Chiffre zur Beschreibung gesellschaftlicher Verhältnisse und ist recht weit gefasst. Phänomene wie „naturwissenschaftliche Schadstoffverteilungen“, „soziale Gefährdungslagen“ oder Arbeitslosigkeit werden damit gleichermaßen erfasst. Diese modernen Risiken hätten die Eigenschaft, sich nicht mehr an Klassengrenzen zu halten. Sie könnten tendenziell jeden betreffen. Not sei „hierarchisch, Smog […] demokratisch“.

Dabei bestimmt Beck Risiko als „Antizipation von Katastrophen“, d. h. als die Vorwegnahme der Katastrophe, die Politik grundlegend verändern könne; aber auch als Ergebnis eines gesellschaftlichen Konstruktionsprozesses. Als bedrohlich werde nicht das eher abstrakte Risiko selbst wahrgenommen, sondern seine konkrete Thematisierung durch die Massenmedien. Dem wohnen Gefahren, aber auch Chancen inne:

„Risiko meint nicht Katastrophe. Risiko ist die Vorwegnahme der Katastrophe in der Gegenwart, um das Schlimmste, das ja auf keinen Fall eintreten darf, zu verhindern. Also Inszenierung tut Not.“ (Ulrich Beck: Handeln im Zustand des Nicht-Wissens, Interview in der Frankfurter Rundschau vom 5. 11. 2008)

Nicht erst seit dem 11. September 2001 ist klar, dass wir uns alle – ausnahmslos – in einem weltweiten Gefahrenraum befinden. In seinem neuesten Werk „Weltrisikogesellschaft“ greift Ulrich Beck die Risikoproblematik wieder auf. Er untersucht darin die Potentiale – konstruktive und destruktive – der globalen Gesellschaft, der „Weltrisikogesellschaft“. Anders als vor zwanzig Jahren seien Risiken heute globalisiert, was man daran ablesen könne, dass es ein gemeinsames Bewusstsein der gemeinsamen Bedrohungen (der Risiken) gebe: Der Terrorismus, die gegenwärtige Finanzkrise oder die Prognosen der Klimaforscher ergeben ein globales Bedrohungsszenario ungeheuren Ausmaßes. Dabei kommt es wieder auf den reflexiven Umgang mit den wahrgenommen und konstruierten Risiken an. Die Antizipation von Katastrophen, so Beck, verändere globale Politik grundlegend. Sie schaffe ein neues Bewusstsein für die Aufklärungs-, Macht- und Gestaltungschancen einer „kosmopolitischen Realpolitik“. Wie diese aussehen könnte, darüber schweigt Beck allerdings.

Ulrich Beck ist ein Verfechter des in den letzten Jahren viel diskutierten sogenannten „bedingungslosen Grundeinkommens“ für alle Bürger der Bundesrepublik Deutschland.


Hauptwerke von Ulrich Beck

„Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne“ (1986)
Ulrich Beck: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt /M.: Suhrkamp 2001.

„Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit“ (2007)
Ulrich Beck: Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit. Frankfurt /M.: Suhrkamp 2007.

„Macht und Gegenmacht im globalen Zeitalter: Neue weltpolitische Ökonomie“ (2009)
Ulrich Beck: Macht und Gegenmacht im globalen Zeitalter: Neue weltpolitische Ökonomie. Frankfurt /M.: Suhrkamp 2009.


Über Ulrich Beck

Angelika Poferl/Nathan Sznaider (Hrsg.): Ulrich Becks kosmopolitisches Projekt. Auf dem Weg in eine andere Soziologie. Beitr. z. T. in engl. Sprache. Baden-Baden: Nomos 2004.


Quelle: Ernst Klett Verlag GmbH
Ort: Stuttgart
Quellendatum: 2009

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